
Was kann ein Rasen?
Rasenflächen sind im Garten- und Landschaftsbau nicht nur eines der beliebtesten Gestaltungselemente, sondern haben auch einen hohen Nutzwert für Mensch und Umwelt. Denn während ein Rasen zum Beispiel in einem Fall rein zur Zierde angelegt wurde und im anderen Fall als erweitertes Spielzimmer dient, kann er auch als blütenreiche Blumenwiese zahlreichen Insekten und Kleintieren ein reichhaltiges Nahrungsangebot sowie Schutz und Rückzugsmöglichkeiten bieten.
Was eine Rasenfläche ausmacht
Auf die Frage: „Was kann ein Rasen?“, gibt es also je nach Verwendungszweck verschiedene Antworten. Zugleich bedeutet das, dass von dem Rasen nicht gesprochen werden kann. Folgendes haben aber alle Rasenflächen gemeinsam:
- Jede Rasenfläche ist eine mehr oder weniger gleichmäßige Bodenbedeckung, die zum Großteil aus Rasengräsern besteht.
- Rasenflächen überdauern den regelmäßigen Schnitt und die häufige Beanspruchung resultierend aus Spiel, Sport und Befahrung.
- Eine landwirtschaftliche Nutzung findet auf Rasenflächen nicht statt.
Von Spielfunktion bis Erosionsschutz: Was Rasenflächen leisten können
Je nachdem aus welchen Rasengräsern die Rasenfläche besteht, kann sie spezielle Funktionen übernehmen. Zu diesen gehören im Wesentlichen:
Funktion | Anwendungsbeispiele |
---|---|
Spielfunktion | Spielplätze, Sportplätze, Golfgrün, öffentliches Grün, Wohnsiedlungen, Hausgärten |
Erholungsfunktion | Liegewiesen, öffentliches Grün, Wohnsiedlungen, Hausgärten |
Gestaltungsfunktion | Repräsentationsgrün, Hausgärten |
Erosionsschutz | Randzonen an Verkehrswegen, Rekultivierungsflächen, freie Landschaft |
Um der Spielfunktion gerecht zu werden, muss der Rasen vor allem robust und belastbar sein. Erreicht wird dies durch die Verwendung des Deutsches Weidelgrases (Lolium perenne) und der Wiesenrispe (Poa pratensis) in den jeweiligen Rasenmischungen. Demgegenüber erfüllt ein Rasen mit tiefgrüner und vitaler Optik die Erholungsfunktion besonders gut. Das Rote Straußgras (Agrostis capillaris) beispielsweise ist ein Gras mit frischer Farbe, während der Kurzausläufer-Rotschwingel (Festuca rubra trichophylla) zu einer schönen Grünfärbung im Sommer beiträgt.
Zierrasenflächen sind ein beliebtes Beispiel, um die Gestaltungsfunktion eines Rasens hervorzuheben. Da hier die Optik eine entscheidende Rolle spielt, kommen nicht alle typischen Rasengräser für einen Zierrasen infrage. Gern werden in Zierrasenmischungen der Horst-Rotschwingel (Festuca rubra commutata) und Lägerrispe (Poa supina) verwendet. Für den Erosionsschutz ist die Optik jedoch zweitrangig. Hier kommt es vielmehr auf ausdauernde, genügsame Gräser an, die als Pionierpflanzen den Boden vor Wind- und Wassererosion schützen. Der Rohrschwingel (Festuca arundinacea) als eines dieser Gräser ist robust, winterhart sowie dürreresistent und besticht durch seine ausdauernden Horste.
Mikroklimatische Leistungen eines Rasens: Luftverbesserung und Wasserregulierung
Neben der Übernahme bestimmter Funktionen erbringen Rasenflächen aber auch noch andere Leistungen, die nicht immer auf den ersten Blick ersichtlich sind.
Rasen sorgt im Sommer für kühlere und feuchtere Luft
Überall dort, wo größere Rasenflächen angelegt wurden, so beispielsweise in Parkanlagen, sorgen diese in den Sommermonaten für eine spürbare Abkühlung. Zu verdanken ist dieser Effekt der sogenannten Evapotranspiration. Damit ist die Verdunstung des Wassers gemeint, welches im Rasen gespeichert ist. Durch die Wasserabgabe wird die heiße, trockene Luft in unmittelbarer Nähe der Rasenfläche etwas abgekühlt und zugleich mit Feuchtigkeit angereichert.
Rasen dient als Wasserspeicher
Ein weiterer positiver Effekt von Rasenflächen ist, dass sie Regenwasser speichern und über die Zeit an den Boden oder die Atmosphäre wieder abgeben. Auf diese Weise kann ein Rasen regulierend wirken, indem er sich etwa bei starken Regenfällen wie ein Schwamm und in Trockenperioden wie ein Wasserspender verhält.
Rasen reinigt die Luft
Wie alle Pflanzen filtern auch Rasengräser durch Fotosynthese Feinstaub und Kohlendioxid aus der Luft. Da Rasen meist flächig angelegt wird, ist der reinigende Effekt umso wirksamer. Zugleich produzieren die Gräser Sauerstoff. Schon eine 250 m² große, intakte Rasenfläche ist in der Lage, eine vierköpfige Familie mit genügend Sauerstoff zu versorgen. Im Falle einer Blumenwiese kommt zur sauberen Luft noch ein frischer Duft hinzu, welchen die Blumen dank unterschiedlicher Blühzeiten über die ganze Gartensaison hinweg verbreiten.
Rasen als Biotop für Insekten und Kleintiere
Jeder Rasen ist ein Stück belebte Natur. Im Falle des klassischen Hausrasens oder Zierrasens hält sich der Biotop-Charakter der Rasenfläche noch in Grenzen. Überall dort aber, wo ein Rasen als Blumen- oder Kräuterwiese angelegt wird, siedeln sich umso mehr Insekten und Kleintiere an. Während die Blüten gerade Bienen, Hummeln und Schmetterlingen ein üppiges Nektarangebot bieten, können andere Tiere in den höher wachsenden Gräsern Schutz finden.
Irrtümlicherweise wird oft angenommen, dass eine Blumenwiese viel Platz beansprucht. Das ist keineswegs der Fall. In Randbereichen beispielsweise bilden Blumen- und Kräuterwiesen einen hervorragenden Übergang zwischen dem kurz geschnittenem Rasen und angrenzenden Hecken bzw. Sträuchern. In dieser Form stellen sie auch ein attraktives Gestaltungselement dar. Hinzu kommt, dass Blumen- und Kräuterwiesen weit weniger pflegeintensiv sind. So ist ein Schnitt nur einmal bis zweimal im Jahr nötig und auf eine Düngung kann in der Regel komplett verzichtet werden.